Aktuell steht der Mars mit seiner Oppositionsstellung recht günstig für Beobachtungen (und natürlich für die Fotografie), da er der Erde recht nah ist und damit eine größere Scheibe am Himmel darstellt.
Das ermöglicht, Details zu erkennen, die sonst verborgen bleiben.
Die Gelegenheit, die glücklicherweise mit schönem Wetter und schon untergegangenem Mond zusammenfiel, wollte ich am Abend des 22.9.2020 nutzen.
Es war sternenklar, und der Mars lugte ungefähr gegen elf Uhr hinter den Bäumen hervor mit einer Höhe knapp über 20°. Das ließ sich auch mit noch genügend Schlaf für den nächsten Arbeitstag kombinieren.
Obwohl ich eigentlich keine Lust hatte, alles aufzubauen, musste diese günstige Gelegenheit genutzt werden, denn für die nächsten Abende war immer Bewölkung angekündigt.
Verwendet wurde wie bei den vorherigen Planetenbildern auch die Kamera ZWO ASI 178MM, erstmalig eine TeleVue 2-fach-Barlowlinse und das 200mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop von Meade mit Öffnungsverhältnis f/10. Alles wurde auf der Celestron Advanced VX nachgeführt.
Damit nahm ich 2 IR-RGB-Serien auf, eine mit je 3000 Bildern pro Kanal und eine mit je 3000 Bildern pro RGB-Kanal und 10.000 Bildern für den IR-Kanal. Das alles war schon etwas grenzwertig, denn innerhalb dieser Aufnahmezeiten (die erste Serie dauerte 23 Minuten vom ersten bis zum letzten Bild) rotiert der Mars doch schon merklich, was unter Umständen die Details verschwimmen lassen könnte. Allerdings war nicht das, sondern wie üblich das grausige Seeing der limitierende Faktor.
Die letzte Serie wurde daher auch mit geringerer Belichtungszeit, dafür mit höherem Gain-Wert aufgenommen. Vor allem aber wirkte sich der IR-Kanal, der als Luminanz verwendet wurde, mit 10.000 kürzer belichteten Bildern deutlich qualitätssteigernd auf das Endergebnis aus.
Gestackt wurden wie üblich 15% der aufgenommenen Bilder in Autostakkert, die LRGB-Kombination wurde in Fitswork durchgeführt (weil Registax sich wieder beharrlich weigerte, das zu tun...), die Schärfung dann in Registax, die Endbearbeitung in GIMP.
Letztlich herausgekommen ist mein mit Abstand bisher bester Mars, obwohl sich am Rand einige ringförmige Artefakte beim Schärfen gebildet haben. Die hätte man sicherlich noch wegretuschieren können, aber das empfinde ich als verfälschende Bildmanipulation, wenn ich im Bild "herummale".
Es sind herrlich viele Strukturen erkennbar, die ich allerdings im Einzelnen noch selbst identifizieren muss. Auch gut sichtbar - wenn auch nicht so gut wie im 5000-Frame-Endergebnis - ist die Eiskappe am unteren Pol.