Bei eBay Kleinanzeigen gab es seit einiger Zeit einen 6"-Newton (also 150mm Durchmesser) f/4 (also 600mm Brennweite) mit Kohlefasertubus zu kaufen.
Obwohl ich mit meinem 6" f/5 bisher zwar schöne Aufnahmen machen konnte, störte es doch zunehmend, dass der Fokus sich mit der Temperaturänderung in der Nacht immer veränderte.
Sprich: Wird das Teleskop abends richtig fokussiert und danach kühlt es ab, dann verkürzt sich der Tubus und der Weg des Lichts vom Haupt- zum Fangspiegel (und damit zum Bildsensor) verändert sich; der Brennpunkt bzw. die Schärfeebene ist dann also nicht mehr deckungsgleich mit dem Bildsensor, sondern liegt kurz dahinter, was die Bilder dann unscharf werden lässt.
Bei Kohlefasertuben tritt das Problem nicht oder kaum auf. Allerdings ist ein f/4-System auch um einiges "zickiger" bezüglich der Fokussierung. Das heißt, dass der Bereich, in dem das Bild scharf erscheint, kleiner ist als bei einem f/5-System.
Fotografen kennen das als "Tiefenschärfe", die bei f/4 kleiner ist als bei f/5. Auch Verkippunkgen vom Komakorrektor führen hier deutlich schneller zu unscharfen Sternen bzw. welchen mit Komafehlern.
Im Gegenzug benötigt man bei f/4 ca. 1,5-fach kürzere Belichtungszeigen, um auf die gleiche Belichtung zu kommen wie bei einem f/5-System; man sagt daher auch, dass f/4 "schneller" ist als f/5. Allerdings hat man nur noch 600 statt 750mm Brennweite, was die Objekte auf dem Chip tendenziell kleiner werden lässt. Das ist allerdings bei mir kein Problem, da ich die Schärfe bzw. die kleinen Pixel der Kameras Seeingbedingt ohnehin kaum ausnutzen kann.
Desweiteren hat das Teleskop einen sehr stabilen Okularauszug mit Vorbereitung für einen Motorfokus, und durch das Material und die Länge wiegt das Teleskop immerhin knapp 1,3 kg weniger als der alte Tubus, was die Montierung weniger belastet.
Der Vor-Vorbesitzer hatte den eh schon kürzeren Tubus nochmals gekürzt - und vermutlich dabei auch die Fangspiegelstreben weiter zum Hauptspiegel versetzt. Das führt dazu, dass der Fokus weiter aus dem Okulkarauszug heraus versetzt wurde und nur mit der Kamera (und Komakorrektor) bei dem Okularauszug nicht erreicht werden kann; hier muss entweder ein anderer Komakorrektor eingesetzt oder eine Abstandshülse verwendet werden.
Weiterhin war leider vermutlich beim Transport eine Schraube beim Okularauszug verbogen und die Spiegel waren völlig dejustiert und zugestaubt. Die "Gelegenheit" nutzte ich dann, um alles zu zerlegen, die Spiegel zu reinigen und den Tubus gleich mit Velours auszukleiden.
Die ersten Testbilder waren ganz vielversprechend, allerdings zeigte sich hier, dass die Verlängerungshülse etwas Verkippung eingeführt hat, was direkt zu unschönen Sternen führte. Hier zeigt sich, dass ein f/5-System deutlich leichter zu beherrschen ist als ein f/4-System.