Ein eher experimentelles Bild, aufgenommen mit sehr kurzbelichteten Bildern bei geradezu lächerlich hohem Verstärkungsfaktor (Gain). Die Galaxie in der Mitte ist die aktive Galaxie NGC4490, die links oberhalb erkennbare, kleinere und interagierende Galaxie ist NGC4485.
Inspiriert von Aufnahmen eines Hobby-Kollegens in einem Astroforum, der einfach unglaubliche Ergebnisse mit sehr kurzbelichteten Aufnahmen erzielt, wollte ich das auch mal probieren.
Also suchte ich nach einem passenden Adapter, um meinen Komakorrektor mit ungefähr korrektem Abstand an meine ZWO ASI 178MM-(Planeten-)Kamera zu montieren und hängte das ganze dann an den 6"-f/4-Newton. Ohne Autoguiding oder Leitrohr, auf das man bei diesen Belichtungszeiten verzichten kann, lief das ganze einfach auf der Celestron Advanced VX-Montierung.
Wobei "einfach" das völlig falsche Wort ist - denn an diesem Abend des 22.4.2021 lief mal wieder alles schief, was schief laufen konnte. Nach ca. 2 Stunden vergeblichen Versuchen, die Montierung zur präzisen Ansteuerung von irgendetwas zu bewegen, habe ich einen Reset auf Werkseinstellungen durchgeführt, alle Daten neu eingegeben (wie zuvor mehrfach kontrolliert auch), und siehe da - das GoTo funktionierte endlich einwandfrei. Inzwischen war es bereits 22:00, und ich musste am nächsten Tag arbeiten, so dass ich wenigstens bis 23:30 Uhr noch ca. 1,5 Stunden Aufnahmen sammeln wollte.
Also wurde der Laptop aufgestellt und zunächst mit Linux und ASICAP versucht, Bilder aufzunehmen. Das lief nicht rund - es gab immer wieder ungewöhnliche Bildfehler (kurzfristig auftretende, schräge, weiße Streifen), von denen ich immer noch nicht weiß, woher sie kamen. Danach wurde auf Windows mit FireCapture umgestellt, und die Kamera auf den höchstmöglichen Gain-Wert konfiguriert bei 3 Sekunden Belichtungszeit. Das Rauschen war enorm (siehe Einzelbild), und die Galaxie nur als ein kaum erkennbarer Fleck zu sehen.
Dennoch ließ ich die Aufnahme laufen und ging ins Warme Haus. Um 23:30 ging ich raus - und der Laptop war ausgeschaltet. Nach gerade einmal 591 Bildern (also nicht einmal 30 Minuten) hat sich der Laptop trotz Stomzufuhr abgeschaltet, vermutlich dank eines Windows-10-Updates.
Das Resultat - heute mal testhalber mit dem Open-Source-Tool Siril gestackt und geschärft, danach mit Gimp etwas "finalisiert" - ist gemessen an diesen Rahmenbedingungen erstaunlich. Durch die vielen Bilder mittelt sich das extreme Rauschen komplett weg, aber im Vergleich zu langbelichteten Aufnahmen ergibt sich eine erstaunliche Detailtiefe, die negativen Bildeinflüsse durch das Seeing wird wie bei Planetenaufnahmen mit dieser "Lucky Imaging"-Technik deutlich reduziert.
Durch die kleinen Pixel der Kamera ist selbst diese (aus unserer Perspektive) kleine Galaxie bei gerade einmal 600m Brennweite einigermaßen groß im Bild abgebildet. Für eine halbe Stunde Belichtung (und das auch noch bei Halbmond) sieht man bei dieser schwach leuchtenden Galaxie (Flächenhelligkeit 12 Magnituden) erstaunlich viele Details - aufgrund der Monochromen Kamera natürlich nur in Graustufen.
Leider sind die Sterne auch hier am Rand nicht wirklich rund. Vielleicht ist der Komakorrektor einfach nicht im korrekten Abstand an der Kamera montiert gewesen.